E-Government-Konferenz – Vormittag

Die E-Government-Konferenz des Zentrums für E-Government – heuer mit dem Gemeindeschwerpunkt – wurde heute nach einem ersten Willkommenskaffe in der Veranstaltungshalle KOMMA in Wörgl eröffnet. Wir berichten live von den Vorträgen und der Diskussion.

Eröffnung und Begrüßung

Christian Rupp (Sprecher der Plattform Digitales Österreich) begrüßte die TeilnehmerInnen und berichtete von einer neuen Studie, die nur mehr 10 % aller Jobs ohne IKT-Schwerpunkt ausweist. Auch die Rolle von E-Government wird damit wichtiger, v. a. da Österreich in diesem Bereich eine Vorreiterrolle einnimmt und z. B. auf Nachbarstaaten eine vorbildhafte Wirkung haben kann.

Landesrat DI Dr. Bernhard Tilg eröffnete die Veranstaltung und betonte, dass moderne elektronische Anwendungen im Verwaltungsbereich sich in Österreich inzwischen etabliert haben. Am bekanntesten sind Dienste des Finanzamts wie FinanzOnline, die von den meisten BürgerInnen bereits genutzt werden. Auch der digitale Amtshelfer Help.gv.at hat mittlerweile eine große Akzeptanz erreicht und die Nutzung dieser Dienste in der Bevölkerung ist generell bereits sehr hoch. Herr Tilg verwies auf die Rolle von Österreich als Vorzeigeland im Bereich E-Government. Er appellierte an die Politik, die wichtige Services für BürgerInnen (beispielsweise im Bereich E-Medikation) voranbringen müsse.

Podiumsdiskussion

Im Rahmen der Podisumsdisskussion diskutierten Mag. Karin Hakl (Abgeordnete zum Nationalrat), Harry Gatterer (Geschäftsführer Zukunftsinstitut Österreich), Arno Abler (Bürgermeister der Stattgemeinde Wörgl), Mag. Ernst Schöpf (Präsident Tiroler Gemeindeverband), Dr. Peter Parycek, MSc (Leiter Zentrum für E-Government, Donau-Universität Krems) und Christian Rupp (Sprecher der Plattform Digitales Österreich) über Aspekte des E-Governments in Österreich.

Bürgermeister Arno Abler, der im Netz selbst besonders präsent und aktiv ist, sieht dafür persönlich historische Gründe, da er in jungen Jahren eine Internetfirma (ISPA) gegründet hat. Bei der Nutzung von neuen Online-Diensten geht es primär um Kommunikation mit den Stakeholdern und die Interessen der BürgerInnen. Laut Abler wird in wenigen Jahren jede Gemeinde im E-Government-Bereich vertreten sein.

Frau Mag. Hakl berichtete, dass die neuen Dienste nur Sinn machen, wenn auch eine Breitband-Infrastruktur vorhanden ist. Dahingegend gibt es immer wieder Forderungen, es gibt aber immer noch Gemeinden in Österreich, die nicht mit Breitband versorgt ist. Die Verschmelzung der diversen Anwendungen geschieht bereits, oft aber leider unbemerkt. Dies bedeutet aber auch die Notwendigkeit eines neuen regulatorischen Rahmens, um die Rechtssicherheit zu gewährleisten – eine große Herausforderung für die Politik.
E-Government wird v.a. in Verbindung mit Effizienz genannt. Mag. Schöpf verwies darauf, dass die Stadtgemeinde Wörgl hier als Best Practise-Beispiel gelten kann und berichtete über das angehende Pilotprojekt, dass E-Government-Dienste in der Praxis überprüfen wird. Auch die AmtsleiterInnen müssen für die neuen Services sensibilisiert werden, um die Service- und Dienstleistungsqualität der Gemeinden zu erhöhen. Auf die Frage, wann es auch möglich sein wird, elektronisch zu wählen, merkte Frau Mag. Hakl an, dass dies in naher Zukunft sicher üblich sein wird und ein Mehr an Demokratie und zusätzlicher Service nie zu viel sein kann, gerade im Hinblick auf junge oder beeinträchtigte Personen.

Harry Gatterer betonte, dass jeder Standort mit der Etablierung neuer Dienste an Wert gewinnt. Die digitale Realität ist bei Aspekten der Kommunikation oft zweitrangig: Interaktion zwischen Menschen ist, egal über welches Medium, schwierig. Die Trendforschung spricht von einer neuen “kommunikativen Ökonomie”, in der es zunehmend darum gehen wird, sich durch geistige Kreativität von anderen zu unterscheiden. Wichtig ist eine Zusammenführung der digitalen und realen Ebenen. Bei der Nutzung von sozialen Netzwerken ist es wichtig, nicht zu delegieren.

Dr. Parycek berichtete von der Gemeindestudie der Donau-Universität, die im 1.0-Bereich für Österreich gute Ergebnisse zeigt (z. B. hinsichtlich Formularen). Auf der Ebene des Web 2.0 zeigt er sich weniger optimistisch, da für die Nutzung der Kreativität der Gesellschaft auch Transparenz notwendig ist. Hier sind Deutschland und Österreich in einer schwierigen Position, da aufgrund der kulturellen Hintergründe eher geschlossene Systeme etabliert sind. Parycek sieht hier eine große Herausforderung für die Zukunft und insbesondere für die Innovationskraft Österreichs.

Harry Gatterer sieht im Thema E-Government und E-Health einen hochpolitischen Bereich, weshalb Aussagen über zukünftige Entwicklungen schwierig sind. Die Entwicklung der Do-it-yourself-medicine nimmt zu, indem UserInnen sich virtuell selbst informieren können.

Eine Frage aus dem Internet bezog sich auf die im Rahmen der Obama-Adminstration geplanten Open-Government-Aktvititäten und die Vorreiterrolle von Großbritannien und den USA im Bereich open data. Alle nicht-personalisierten Regierungsdaten sollen öffentlich im Web zur Verfügung gestellt werden um so neue wirtschaftliche Impulse für die Wirtschaft zu setzen. Mag. Hakl sieht eine entsprechende Diskussion auch ein Österreich. Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise müssen man sich außerdem mit der Frage beschäftigen, woher in Zukunft das Wachstum kommt. Parycek sieht im Bereich open Data eine große Herausforderung für Österreich, das diese Aspekte auch bei der Erstellung seiner E-Government-Strategie kritisch berücksichtigt. Der Blick auf Amerika wirft jedoch sowohl Licht als auch Schatten. Aspekte wie die Schaffung einer Kultur der Transparenz und offene Schnittstellen werden angestrebt.

Bürgermeister Abler betonte die Wichtigkeit einer Partizipativdemokratie, die die Struktur der Repräsentative in der Gesetzgebung mit der Beteiligung der BürgerInnen kombiniert. Wo es Sinn macht, sollten diese in Zukunft aktiv eingreifen können (beispielsweise im Bereich E-Voting oder bei Entscheidungsfindungen im Vorfeld).

Vortrag DI Erwin Weitlaner (Land Tirol)

Herr Weitlaner sprach über E-Government-Aktivitäten des Land Tirols mit Gemeindebezug gab einen Überblick über Architektur und organisatorische Gegebenheiten. Das Land Tirol entwickelt E-Government-Applikationen selbst. Weitlaner stellte das Portal Tirol (als Stammportal für die Gemeinden) und Formularanwendungen vor. Die Bereitschaft der GemeindemitarbeiterInnen zur Nutzung ist sehr hoch und das Feedback überaus positiv. Im Gemeindebereich gibt es pro Tag ca. 130 UserInnen, die im Bürgerkartenbereich einsteigen. Bei der Formularanwendung sind die Einsatzbereiche das Kindergeld Plus, die Wohnbauförderung (geplant) und die Wahlabwicklung. Potential sieht Weitlaner im Ausbau der elektronischen Kommunikation zwischen den Organisationseinheiten und im Aufbau einer Online-Community.

Vortrag Dr. Ronald Sallmann (Public Management)

Dr. Sallmann gab ein Review über die Aktivitäten von PuMa aus dem Jahr 2009. Dazu gehörte beispielsweise die Einrichtung von Bürgerkartenregistrierungsstellen und die Konzeption eines Leitfadens zur Implementierung der Amtssignatur. 2010 ist die Umsetzung der Amtssignatur geplant. Die Gemeinden müssen bei der koordinierten Motivation der BürgerInnen unterstützt werden.

Vortrag Bürgermeister Arno Abler (Stadtgemeinde Wörgl)

Das Projekt Vivomondo ist genau für die Anforderungen von Gemeinden entwickelt worden. Die Frage, bei der Referenzstädte-Initiative mitzumachen, wurde nicht gestellt, vielmehr stand von Anfang an das “Wie” im Vordergrund. Die Entscheidung, innerhalb der Gemeinde auf E-Government zu setzen, war zwangsläufig mit Widerstand verbunden. Es ist daher wichtig, sich mit einem Veränderungsprozess auseinanderzusetzen und nachzuweisen, dass die einzelnen Services zu Vereinfachung führen. Seit gestern kann z. B. jedeR BürgerIn in Wörgl die Lehrlingsförderung online beantragen. Der ELAK soll zudem auf die Nachbargemeinden ausgeweitet werden. An E-Government, E-Participation und Web 2.0 darf man nicht mit Angst herangehen, vielmehr können dadurch die gemeinsamen Interessen einfach und friktionsfrei gestaltet werden.

Vortrag René Lorber

Herr Lorber demonstrierte das Ausfüllen eines Formulars zur Lehrlingsförderung im Internet und die Verwendung des ELAKs aus der Sicht von SachbearbeiterInnen. Vorteile sind beispielsweise die automatische Zuordnung der Adresse, die Wahlmöglichkeit von mehreren Zustellarten und Zeitersparnis bei der Reinschrift des Dokuments.

Vortrag Dr. Martin Huber (Österreichischer Gemeindebund)

Dr. Huber gabe einen Überblick über Kommunalnet als Kombination eines Informations- und Arbeitsportals. Gerade diese Kombination ist für kleinere und mittlerere Gemeinden wichtig, da dort oft nur wenige Mitarbeiter für verschiedenste Bereiche zuständig sind. Studie, Konzeption und Umsetzung der Plattform wurde 2002 bis 2004 von der Donau-Universität Krems umgesetzt. Dies bedarf neuer Formen der Vernetzung und Wissensvermittlung. Ein weiteres Standbein von Kommunalnet ist die Contentproduktion mit täglichen gemeinderelevanten Nachrichten. Dr. Huber betonte, dass die Gemeinden ihre Probleme selbst lösen müssen und die Potentiale der IKT zur Zusammenarbeit nutzen.

Weiter zum Nachmittag: https://digitalgovernment.wordpress.com/2010/02/05/e-government-konferenz-nachmittag/

Fotostream: Flickr

Wir bedanken uns herzlich bei unseren Mitveranstaltern, Medienpartnern und Sponsoren!

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