#gov2vie “Alles Open Data”

Hier findet sich die Zusammenfassung aller Open Data Präsentationen des Gov20Camp Wien 2011. Viel Spaß beim Nachlesen und vielen Dank für die vielen spannenden Präsentationen und Diskussionen. Dokumentation ist noch nicht abgeschlossen, die eine oder andere Präsentation wird noch folgen. Bitte auch um Feedback und Anregungen.

#1 OpenData & Business / Wirtschaftliches Potential von OGD

Wir starten in den ersten Open Data Workshop mit Open Data (und) Business durchgeführt von Martin Kaltenböck und Barbara Good. Ausgangslage von Open Data: weltweit ansteigende Publikation von Rohdaten und die ersten Erfolge werden mit Apps und Daten Journalismus sichtbar. Der nächste notwendige Schritt ist breites Bewusstsein zur Nutzung der Daten in der Wirtschaft aufzubauen. Rund um Open Data kann die Wirtschaft in drei zentrale Open Data Gruppen geteilt werden: 1) Kreativwirtschaft 2) Datenmarkt &  -Veredelung 3)Datenintegration. Immer wieder werden hohen wirtschaftliche Potentiale verkündet wie beispielsweise von Neelie Kroes, die  von 30 is 40 Milliarden Euro im Jahr in Europa spricht. McKinsey errechnet für Big Data 300 Milliarden Dollar im US Gesundheitswesen und für die europäische Verwaltung  ebenfalls 300 Milliarden Einsparungspotential. Weitere Sammlung von Studien zu dem Thema unter: http://wiki.linkedgov.org/ Die zentrale Frage bleibt aber das Wie – Wie können diese (angeblichen) Potentiale gehoben werden. Wir können davon ausgehen, dass das reine zur Verfügung stellen zuwenig sein wird, vielmehr muss die gesamte Wertschöpfungskette erst aufgebaut werden. Für professionale Unternehmen sind die derzeitigen Angebote der Verwaltung nicht ausreichend, für den Einsatz brauchen diese eine  hohe Verfügbarkeit, Bestandsgarantien und professionell betriebene Schnittstellen. Ein aktuelles Beispiel einer professionell aufgebauten Datenplattform findet sich in Island: http://datamarket.com/, diese  sammelt weltweit Daten und bietet diese über API und mit SLA an.

Die Frage an die Anwesenden ist nun wer was und wie?

Nun sind wir in der Vorstellungsrunde gelandet. Spannenderweise  mehr TeilnehmerInnen aus der  Verwaltung als aus der Wirtschaft. Müssen offensichtlich zukünftig noch stärker die Wirtschaft einbinden bzw. einladen. 

Nach kurzer Gruppendiskussion, die Vorstellung der Ideen der TeilnehmerInnen:

  • Plattform für Budgetvisualisierung und Diskussion. Eine Plattform für die Gemeinden um damit die Skaleneffekte zu nutzn; ev auch über den Gesamten Haushaltsprozess, um diesen vom Beginn bis zum Ende darzustellen, siehe Lucke: http://informatik2011.von-lucke.de/Informatik2011Home.html
  • Nächster Schritt der Stadt Wien: Angebot von standardisierten APIs, damit Entwickler und Wirtschaft über einheitliche APIs auf Echtdaten zugreifen können. Aktuell wird beobachtet, dass einige Entwickler gesamte Datensätze abziehen; eine mögliche Erklärung könnte das fehlende Vertrauen in die dauerhafte Verfügbarkeit der Daten sein. Stadt Wien bestätigt in der Diskussion, dass sie ihre Daten dauerhaft 24/7 anbieten wird. Allerdings wird es keine Service Level Agreements (SLA) geben.
  • Philipp Heel, ÖVP: Das wirtschaftliche Potential ist schwer quantifizierbar. Open Data bietet aber auch die Chance modernes internes Datenmanagement aufzubauen, welches auch intern hohen Nutzen hätte, weil strukturierte Daten in unterschiedlichen Anwendungen anwendbar wären, ohne diese wie heute durchaus üblich – parallel in unterschiedlichen Anwendungen zu führen und zu pflegen. Open Data also auch Chance die internen Silos zu überwinden. Hilfreich dazu wäre eine nationale und internationale Standardisierung, mit dem Ziel einer internationalen Infrastruktur. Die Haftungsfragen sind weiterhin offen, wird sich aber nur schwer generell lösen lassen. Brigitte Lutz, Stadt Wien:  OGD Österreich  hat bereits die ersten  Standards erarbeitet und wird dies auch fortsetzen: http://www.ref.gv.at/Open-Government-Data.2771.0.html
  • Open Data auch Thema für die Wissenschaft, von Publikationen bis zu den Rohdaten von Forschungsprojekten. Kommt in der aktuellen Diskussion kaum vor. Von meiner Seite ergänzend: Politik hätte die Chance über die Dreijahresvereinbarungen mit den Universitäten Anreize zu schaffen, dass Publikationen in Open Access Journals publiziert werden und die Rohdaten von Forschungsprojekten auf Datenportalen zur Verfügung gestellt werden. Die ersten Anzeichen dazu finden sich in nationalen und EU Projekten, die dies als Bedingung in der Dissemination vorschreiben. Größere Wirkung aber wie gesagt wenn Open Science / Access  als verpflichtende Messgröße in den Vereinbarungen zwischen Ministerium und Universität zukünftig eingebaut wird.
  • Friko: Whom can I sue? Wenn ich Daten zur Verfügung stelle dann müssen die rechtlichen Aspekte geklärt sein. Daten mit hohem Potential  aus der Wirtschaft wären bspw. die Versicherungsbranchedaten. Dazu brauchen wir Öffentlichkeitsarbeit und Best Practice Katalog
  • Weiters sehen die Diskutanten Potentiale in Karten- und Geodaten und Tourismus.

Antwort auf die Fragen haben wir leider keine gefunden, aber zumindest hat die Diskussion phasenweise aufgezeigt, dass die Frage der Wertschöpfungskette von Open Data eine der zentralen Fragen für 2012 sein wird. Session war natürlich viel zu schnell vorbei. Auf zur Drupal Runde!

#2 Drupal – OpenData Web Anwendungen mit dem Open Source CMS

Linkliste zum Workshop: http://goo.gl/vI4iZ  kann leider nicht gerne ergänzt werden.

Drupal: Relevant für eParticipation und bietet auch Möglichkeiten von Mapping und Dateneinbindungen – rdf support. International  laufen 2% aller Webseiten  auf Drupal-  allem großen Organisationen greifen immer wieder auf Drupal zurück.

Show Case Open Data und Drupal: http://austria.drupaldata.com/

Einbindung von Open Data der Stadt Wien und Linz zu unterschiedlichen Themen, wie Bike & Wasserbrunnen 😉 Einbindung des Kartenmaterials der Stadt Wien, dies kann dann mit weiteren rdf Daten verknüpft und dargestellt werden. Wiederverwendung der Daten und Kombination der Daten ist eine der Stärken von Drupal.

Eigenet sich in derKombination mit CKAN (Open Data Katalog Software) ideal als Datenportal; diese Kombination wird  in UK und als  auch in der Stadt Linz verwendet (http://data.gov.uk/ & http://data.linz.gv.at/).

Showcase: Austrofeedr http://www.austrofeedr.at/

Austrofeedr stellt die aktuellen Pegelstände  inkls. der  Pegelverläufe dar, dazu werden die Daten hinterlegt. Benachrichtigungsfunktion ist ebenfalls  integriert. Projekt ist ein  Forschungsprojekt des Lebensministeriums. Frage aus der Runde: Wo liegt die Schnittstelle? Leider gibt es noch keine offizielle veröffentlichte Schnittstelle des Lebensministeriums dazu.

 Showcase http://data.worldbank.org/

Nutzt TileMill (http://mapbox.com/tilemill/) ermöglicht spezielle Markierung von Kartenteilen.

Showcase Frankfurt Gestalten http://www.frankfurt-gestalten.de/ oder auch http://www.koeln.de/

Alles Drupal oder was ? 😉

Weitere Showcases unter: http://www.drupalshowcase.com/

#3 OGD – Die Inseln vernetzen (Thomas Thurner)

Ende der Mittagspause – weiter geht es. Essen angeblich besser als beim deutschen Gov20camp 😉 

Thomas blickt zurück und wir freuen uns über die Geschenke die wir dieses Jahr bekommen haben; Daten, Daten-Register, Rohdaten, Werkzeuge, Apps, und Wettbewerbe haben wir als Daten Community bekommen. Und wir die Pioniere leben jetzt auf Dateninseln. Die Dateninseln verteilen sich auf Österreich, Europa und die Welt. Zusätzlich fehlt es an der Einbindung in das Gesamte Open Government.

Wie verbinden wir die Inseln?

  1. Inseln sichtbar machen durch Kataloge
  2. Datensets veröffentlichen
  3. URI vergeben für Dinge und Daten (= eindeutige Adresse vergleichbar mir  Hausnummer)
  4. Verbinden durch gemeinsame Thesauri
  5. Map it: Überbegriff, Übersetzung, Unterbegriffe & Synonym
Carpe diem:
  • Data 4 Smart City
  • Internationaler Datenaustausch
  • Überlokale Verwertung
  • Einbindung in E-Government
  • Vergleichbarkeit
  • Mehrsprachigkeit

Thomas: “Nix mehr Dataisland sondern alles Connected.”

Diskussion:

  • Wie schaffen wir die Verbindung.
  • Thomas: “Wenn Daten europaweit verwendet werden können, dann sind die Apps nicht mehr so “geekig”, weil die App in allen Europäischen Ländern verwendet werden könnte. Dies trägt somit zur Professionalisierung der Open Data Anwendungen bei. (Somit eine Antwort auf die Frage aus der ersten Session)
  • Neben den Dateninseln finden sich aber auch unterschiedliche Welten, wie Geodatenwelt oder Statistikwelt oder Appwelt. Mit völlig unterschiedlichen technischen Hintergründen. Andreas meint daher, dass es für diese Welten Übersetzungsbüros geben muss. Frage der Finanzierung ist unklar wer soll es machen.

Arbeitsprogramm für 2012

  1. URI
  2. Thesauri
  3. Mappen

#4 Lightning Talks – Apps mit Data (Thomas Jöchler)

Aus der Idee Lightning Talks der App Entwickler wurde leider nichts. Thomas Jöchler (Stadt Wien) hat einen Plan B und  berichtet selbst über die ersten  Erfahrungen mit Open Data und den darauf basierenden Apps. Großteil der Anwendungen sind Mobile Apps. Spannende Übersicht in seinen Folien, ab Folie 32 zahlreiche Apps, viele Spaß beim Durchklicken:

Stadt Wien selbst ist erstaunt wieviele Apps in der kurzen Zeit entstanden sind, dabei ist festzustellen, dass es zwei Arten von Apps gibt: Die einen existieren nach 6 Monaten noch die anderen nicht ;-).

Was kann die Stadt Wien tun, damit die Entwicklungen nachhaltig sind?

  • Apps bekannter machen! Wie erfährt Tourist oder User von Apps? Wir brauchen neben Daten Katalog auch App Katalog in dem  die Apps auffindbar werden. Oder löst sich doch alles über eine optimierte Suche auf, die zukünftig die hundert tausenden Apps besser auffindbar macht.
  • Frage der Entwickler an Thomas inwieweit es  Change Log Übersicht über neue Datensätze bzw. geänderte Daten gibt. Zurzeit keine Lösung für die Versionierung. Mir ist nicht klar wieso ich als Entwickler wissen muss welche Datensätze sich inhaltlich geändert haben. Strukturell ja aber inhaltlich doch völlig egal, oder?
  • Wo bleibt die Baumbestand App? Problem: Datensatz ist nur als ganzes abrufbar, daher für App nicht brauchbar weil zu langsam; die Frage daraus: wer bereitet die georeferenzierten Daten so auf, dass sie nicht als Ganzes sondern georeferenziert abgerufen werden können. Die Diskutanten waren sich nicht ganz einig wie und ob es aktuell möglich ist oder auch nicht.
  • Neben der Verwaltung soll  auch die Wirtschaft Daten zur Verfügung stellen. Mein Einwurf aber auch die  Gesellschaft sollte sich beteiligen und bspw. anonymisierte Gesundheitsdaten zur Unterstützung der Forschung anbieten. Thomas Turner wirft ein, dass aktuell im Web mehr Daten von Unternehmen zur Verfügung  stehen als von der Verwaltung, siehe pic:

#5 Kartenwerkstatt.at GeoDaten (Andreas Trawöger)

Österreich hat eine lange Tradition in Geodaten, daher nette Darstellung der Josephinische U-Bahn:

Weitere Kacheln und die ganz Ansicht unter: http://kartenwerkstatt.at/#!/map/austria-wien-ogd-josephinische-ubahn

1960 bis 1970 wurde die Digitalisierung von Karten gestartet und  aufgrund der hohen damalige Kosten wurden die negativ Werte ins positive verschoben.  Lochkarten waren teuer 😉 Ohne Konvertierung geht daher heute gar nichts, weil in dieser Zeit  zahlreiche “Standards” entwickelt wurden – eine Wissenschaft in sich 😉 .  Ich steige bei der Diskussion  jetzt technisch aus: Aber was ich noch halbwegs mitnehmen ist, dass die Aufzeichnungen der Geodaten Verantwortlichen wesentlich präziser sind und bei der Verwendung in Google Maps oder Open Street Map Fehler auftreten können, weil diese eine höhere Toleranzgrenze haben, daher werden beispielsweise keine Bebauungspläne für dies Art von Visualisierung freigegeben. Vertreter der Stadt Wien argumentiert daher, dass die Bebauungspläne mit einer exakten kartografischen Quelle dargestellt werden müssen, weil die Gefahr der  Fehlinterpretation aufgrund der unterschiedlichen Qualität der kartografischen Quellen sehr hoch ist. Dies könnte zu Verunsicherung und Rechtsunsicherheit führen und ist nicht im Sinne der Verwaltung. Daher auch bei der  Neuplanung der  Mariahilferstraße nur bedingt bzw. nicht einsetzbar (via Open Street Map). Gerade dieses Projekt wäre aber Chance Open Data und  Beteiligung zusammenzubringen.

Ein weiteres technisches Problem ist, dass die  Daten beispielsweise aus dem Baumkataster nur zur Gänze abgerufen werden können, daher sind diese für location based services aufgrund der Datenmenge nicht geeignet.

Abschließendes Projekt: Europe EEA Pollutant Register – über den Umweg der EU kann auf Umwelt und Statistikdaten zurückgeriffen werden, diese werden in diesem Projekt der Kartenwerkstatt dargestellt: http://kartenwerkstatt.at/#!/map/europe-eea-eprtr-00

#6 Datenjournalismus u. -Visualisierung (Joseph Dreier)

Beispiel aus Zeit bis New York Times, bei welcher bis zu 30 Personen im Bereich des Datenjournalismus tätig sind.

Wertschöpfungskette Datenjournalismus – sehr übersichtlich dargestellt:

  1. Quelle: Open Data als Basis (Von offiziell über opengovdata bis zu inoffiziell wie wikileaks)
  2. Analyse: Neue Information aus der Kombination von Daten durch Statistiker, Journalisten)
  3. Styles: Darstellung durch Grafiker Programmierer
  4. Publishing & Story Telling mit visualisierten Daten

Ziel: Übersicht, Transparenz, Partizipation, Demokratisierung, Neue Märkte.

6 comments

  1. drupal? nicht böse sein, aber das führt zu nix. 2% welcher websites laufen auf drupal? 2% der websites, die nach 2 jahren nicht mehr funktionieren? drupal ist ein kindergartensystem für pseudo-entwickler, unprofessionell wie jedes andere vergleichbare CMS (typo3, wordpress etc.). stattdessen: anständiges framework verwenden (zB auf basis von python oder ruby).

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  2. danke für die zusammenfassung! das tool für custom maps heisst übrigens tilemill (mapbox.com/tilemill/).

    davon, dass drupal nicht “zu nix führt” kann man sich zB auf http://www.drupalshowcase.com/ überzeugen, da gibt es doch ein paar webseiten die über kindergarten-pseudo-entwicklungen hinausgehen 🙂

    wir sprechen hier übrigens nicht von einem reinen CMS, drupal ist gleichzeitig auch ein anständiges framework, je nach geschmack eben

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  3. Klasser Überblick der Konferenz-Inhalte;
    ich konnte leider nur teilweise vor Ort “dabei” sein.

    Kurzum:

    1.) DRUPAL: Themenverfehlung Drupal-Diskurs:
    – Drupal oder Nicht-Drupal war & ist nicht das Thema der Konferenz.
    – Content Management Systeme & deren Fähigkeiten od. Nicht-Fähigkeiten ebensowenig.

    2.) VERWALTUNGs-DATEN & SLA: (OGD-)Ängste der Verwaltung
    Die notwendige Standortbestimmung f.d. Verwaltung, um die Ängste bzgl. SLA’s “in den Griff” zu bekommen, ist zeitlich ohnehin weit überfällig (komplett unabhängig von OGD & auch von “digial / online /offline”).

    Die “Verwaltung” muss zuerst bestimmen, welche SLA’s, sie in den Dimensionen: Aktualität, Qualität, Verfügbarkeit derzeit anbieten kann?
    Im Detail:
    – Welche SLA’s bietet die Verwaltung öffentlich verfügbar an ? (Amtsweg)
    – Welche SLA’s bietet die Verwaltung nicht-öffenltlich (zb. Schnittstellen zu andern Verwaltung-Einheiten) an.

    Aus diesen Werten kann “die Verwaltung” die Basline eines SLAa Ihrer Daten-Bereitstellung erstellen.

    Hinzuzurechnen sind die SLA’s der IT der Verwaltung bzgl. IT (durchaus auch die aktuellen IT-Schnittstellen zu anderen Verwaltungs-Einheiten) aber im Context dann eben auch für OpenGovernmentData.
    Damit kann die Verwaltung sehr einfach mögliche SLA’s für ihre OGD Services ableiten, indem sie aus allen SLA’s der Teilbereiche einfach den niedrigsten Wert nimmt.

    Essenz: OGD ist “für die Verwaltung” unter dem Aspekt SLA betrachtet im Grunde weniger KEIN IT-Thema sondern ein Business-Process- & -Policy-Thema.

    Georg K

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